Gürtel – Farben und Bedeutung
Der Weg des Karate ist lang. In verschiedenen Grade unterteilt, wird dem Übenden gezeigt, an welcher Stelle seines Weges er sich gerade befindet und welche Strecke noch vor ihm liegt.
Die Kyu-Grade sind Schülergrade und die Dan-Grade sind Meistergrade.
9. Kyu
Der weisse Gürtel versinnbildlicht die Geburt eines neuen Schülers (es sind selbstverständlich immer auch die Schülerinnen eingeschlossen!) und wird als Beginn des „Lernens“ bezeichnet. Es wird noch keinen besonderen Wert auf Geschwindigkeit und Kraft, dafür aber auf die richtige Ausführung und Endstellung der jeweiligen Techniken gelegt. Die Farbe Weiss symbolisiert die Reinheit, das Klare, das Saubere und steht insbesondere in Asien als Farbe für den Anfang – und auch die Trauer, bedingt durch das ständige Wiederholen der Grundtechniken.
8. Kyu
Der gelbe Gürtel symbolisiert die Sonne, deren Licht, Wärme sowie Wachstumseigenschaften den Schüler nun auf seinem Ausbildungsweg begleiten sollen. Dieser Grad erreicht man, wenn der Bewegungsablauf in den Grundtechniken flüssiger geworden und richtig koordiniert ist und ein Stocken vermieden werden kann. Gelb ist eine warme und reine Farbe. Mühevoll sind die Leistungen bei der Technikschulung und verkrampft noch die Basishaltung
7. Kyu
Der orange Gürtel wird mit der Farbe des Feuers verglichen, denn er verbrennt in dem Schüler die Angst, erwärmt ihn und schützt seine Entfaltung und Entwicklung im Karate. Der Technikablauf in der Grundschule sollte nun wesentlich flüssiger sein. Der Schwerpunkt (Hara) sollte tiefer sitzen und die Koordination des Bewegungsablaufes sicherer sein. Auch die Geschwindigkeit muss mit einer erkennbaren Anspannung in der Endphase vorhanden sein. Das Schülerverhalten wird in dieser Phase wesentlich ruhiger.
6. Kyu
Die Farbe des grünen Gürtels soll die Stabilität unserer Mutter Erde symbolisieren, denn durch ihre jetzt noch segensreiche Vegetation ist des Schülers Leben und Wirken erst möglich gemacht worden. So soll die Farbe Grün auch die innere und äussere Ruhe stabilisieren und uns ständig ermahnen, mit diesen lebenswichtigen Gütern sorgsam umzugehen. Wichtig sind nun die Übereinstimmung der Geschwindigkeit, Anspannung in der Endphase und Koordination. Auch die wechselweise Schwerpunktverlagerung spielt eine grössere Rolle bei der Vergabe dieses Gürtelgrades. Der Schüler ist während dieser Zeit vielseitiger geworden und vor allen Dingen auch abenteuerlustiger in der Anwendung und Durchführung der Technikschulung.
5. und 4. Kyu
Der blaue Gürtel soll an die Reinheit und Klarheit des lebensspendenden Wassers erinnern, aber auch an seine ungezügelte und gefährliche Kraft. Die Farbe des Wassers soll den Schüler ermahnen und daran erinnern, dass das kostbare Gut auf dieser Welt für uns alle da sein sollte – und er dementsprechend mit seinem Wissen und Handeln sehr sorgsam umgehen sollte. Die von ihm vorgeführten Grundtechniken müssen nun schon sehr fliessend sein. Die Ausführung und Endstellungen der Techniken sollten gut mit dem Hüfteinsatz und dem Schwerpunkt koordiniert sein. Der blaue Gürtel verlangt von dem Schüler eine hohe Konzentration und ist eigentlich der schwierigste Kyugrad. Das Verhalten der Schüler ist nun wie folgt zu charakterisieren: brillant, froh, künstlerisch veranlagt und glücklich über seine Leistungen, die sich durch eine harmonischen Bewegungsablauf in der Technikschulung auszeichnen. Es kann aber auch zu kritischen Phasen kommen, etwa zu dem Beginn der Widersprüchen und Wutausbrüchen gegenüber dem Meister, Arroganz und Überheblichkeit in Problemsituationen.
3. bis 1. Kyu
Die Farbe des braunen Gürtels soll den Schüler an die Macht der Berge erinnern und daran, dass es nun an der Zeit ist, sich mit dem Kosmos, dem Himmel zu befassen, damit ihm der Aufstieg zur Meisterschaft bewusster wird. Der Schüler muss nun die richtige Führung des Körperschwerpunktes sowohl in der Vorwärts- als auch in der Rückwärtsbewegung beherrschen ebenso wie den Wechsel von einer Grundstellung in die andere. Darüber hinaus sollte die Koordination zwischen Armen und Beinen und der Körperhaltung, der richtigen Stellung der Hüfte und der Schultern sowie die angemessene Spannung bei der Endausführung der einzelnen Fuss- und Fausttechniken beherrscht werden. Braun ist eine Farbe, die nicht nur unauffällig ist, sondern auch eine gewisse Bescheidenheit verkörpert und stabilisierend auf die Sicherheit des Einzelnen wirkt. Sie hat auch eine unbeugsame Kraft im Hintergrund, die letztendlich den Aufstieg zum Erfolg garantiert, die der treibende Faktor zum Meistergrad ist. Der Schüler zeichnet sich nun dadurch aus, dass er aktiv und zielstrebig, mächtig und mitleidlos, führend und erneuernd ist, eine eigenkritische Selbstbetrachtung bildet sich, er ist kritikfreudiger gegenüber dem Meister und seinen Mitschülern, aber auch leider oft anmassend und verletztend.
1. Dan (Sho-Dan)
Der erste Dan bedeutet Anfang, Ausgangspunkt und kündet von Einsamkeit, Isolierung im Erfolg, ist aber auch von Egoismus und Egozentrik gekennzeichnet. Er bedeutet, aufgerufen zu sein, vorrangige Stellungen einzunehmen und das eigene Glück der gemeinsamen Sache zu opfern.
An positiven Eigenschaften werden dem Sempai (Schüler) in dieser Zeit zugesprochen: zielstrebig und erfolgreich zu sein sowie mit einer guten Konzentrationsfähigkeit ausgestattet, schöpferisch, Neuem gegenüber aufgeschlossen, energisch, vertrauenswürdig und begeisterungsfähig. Der erste Dan ist der schwerste, aber auch der, mit dem man am schnellsten aufsteigen kann, denn durch ihn ist man dazu berufen, seine Pläne zu verwirklichen, zu leiten und aufzurichten. Er verleiht Ansehen und man wird ein Anführer oder ein Meister.
2. Dan (Ni-Dan)
Dieser Dan ist das Symbol der Zweiheit, des Doppelten, das sein Positives und Negatives in sich trägt, sein Männliches und sein Weibliches. Der Träger des zweiten Dan ist der treue, seinem Meister ergebene Diener. Er ist derjenige, dem durch Bescheidenheit und Beständigkeit den Erfolg der begonnenen Ausbildung ermöglichen wird.
Die Karateka werden in dieser Zeit als sanft, liebenswürdig, ausgeglichen, gewissenhaft, bescheiden und diplomatisch beschrieben, mit ausgeprägten intellektuellen Fähigkeiten, aber ohne eigentliche schöpferische Anlage, bedingt durch den Gehorsam gegenüber dem Lehrmeister.
Der Weg des zweiten Dangrades ist für seinen Träger ein langsamer, ruhiger und leichter Weg zur Verbesserung seiner Lehrfähigkeiten. Dieser Weg kann sehr weit führen, wenn man mutig und ausdauernd mit seinem Lehrauftrag neue Wege geht. In dieser Gruppe der Danträger findet man viele Gleichgesinnte und Freunde, wenn eigene Interessen als sekundär betrachtet werden.
3. Dan (San-Dan)
Dieser Dan gilt als das Sinnbild für das Gleichgewicht der guten und bösen Kräften des Ichs. Er steht für die Rückkehr zu Frieden, Ruhe und Harmonie, nach einer Periode von Freuden und Kümmernissen. Er hat die Macht, Positives in Negatives oder Negatives in Positives umzuwandeln, um das Gleichgewicht herzustellen.
Als hochbegabt, phantasievoll, vielseitig, energisch, lebendig, geistreich und erfolgreich, stolz und innerlich unabhängig stellen sie sich dar, mit einem ausgeprägten Sinn für die Gemeinschaft.
Dieser Weg ist für den Träger ein fröhlicher und lebendiger Weg, der jedoch auch ermüdend, oberflächlich und gefährlich sein kann, wenn er seine Lehrmethoden nicht weiterentwickelt. Der Dritte Dan verlang, dass sich sein Träger erfinderisch und wissbegierig zeigt und Probleme lösen kann. Dieser Weg führt auch meist zum schnellen Aufstieg. Ruhm und Ehre, ist aber auch gekennzeichnet von plötzlichem Verlust dieser ideellen Werte, aufgrund eines spontanen Einfalls oder einer impulsiven Handlung.
4. Dan (Yon-Dan)
Der vierte Dan im Karate symbolisiert das Materielle. Konkrete und Solide. Er wird deshalb als besonders solide betrachtet, da er die materielle und spirituelle Vollkommenheit besitzt. Man kann ihn deshalb auch als „männlich“ und „weiblich“ zugleich interpretieren.
Erdverbunden, praktisch, fleissig, ruhig und ausdauernd ist der Karateka des vierten Dans, von organisatorischer Begabung in bezug auf die Lehrfähigkeit und gesellschaftlich angesehen.
In dieser Phase wird der Weg des Karate als ein ernsthafter, regelmässiger und strenger Weg bezeichnet, ähnlich wie eine schöne Strasse mit gut beschilderten Kreuzungen – und den Polizisten, die diese Strasse überwachen. Hierzu gehören u.a. die ständigen Fortbildungslehrgänge und Prüfungen.
Wenn es dem Träger des vierten Dangrades gelingt, sich auf diesem Weg zu stabilisieren, kann er es zu hohen Auszeichnungen bringen und damit sein gesellschaftliches Ansehen fördern. Auch der materielle Erfolg wird davon nicht ausgeschlossen sein.
5. Dan (Go-Dan)
Dieser Grad steht für das gesamte Karate-Leben, denn er repräsentiert die Bewegungen – die Kraft, Ausdauer, Gewandtheit, Schnelligkeit und Freiheit. Die Zahl 5 steht auch für die fünf Zweige (Arme, Beine, Kopf), die aus dem Mittelpunkt des Menschen (Rumpf) herauswachsen und in fünf verschiedene Richtungen zeigen. Fünf ist die Zahl, die den gesamten Ablauf des Lebens symbolisiert und durch die Fünf Wandlungsphasen beschrieben wird. Mit dem fünften Dangrad überschreitet der Meister die Schwelle zum höheren Wissen.
Positiv stellen sich die Übenden in unserer Zeit als intelligent, sympathisch, reisefreudig, risikobereit, beweglich, vielseitig, unterhaltend, begeisterungsfähig und geschäftstüchtig dar.
Der fünfte Dan birgt sehr viele Risiken in sich und ist oft gefährlich in bezug auf sportliche und private Übertreibungen. Der Träger hält nicht das Ungefähre, die Kleinigkeit oder die Mittelmässigkeit aus, und wenn er nicht die nötige Härte gegen sich und andere besitzt, wird ihm viel Leid zugefügt werden.
6. Dan (Rokku-Dan)
Schönheit, Harmonie, Vollkommenheit der Technik und auch des Charakters werden mit dem sechsten Dan in Verbindung gebracht. Verankerungen von Tradition, Meditation, Konzentration und Intuition sind in ihm enthalten. Dies gilt im besonderen für die eigene Entwicklung der Persönlichkeit.
Harmonisch, familienbewusst, friedlich, zuverlässig, ehrlich, tüchtig und idealistisch sind die, nun Shihan (Grossmeister), Genannten. Hervorragende Psychologen und Pädagogen in Wort, Schrift und allen Handlungen.
Der sechste Dan verlangt von seinem Grossmeister, dass er sehr gewissenhaft und aufmerksam ist, um „Parasiten und Integranten“ von sich zu halten, da diese zu viel Substanz kosten würden. Dazu muss er sich und andere gut kennen und fähig sein, aus Erfahrungen zu lernen.
7. Dan (Sichi-Dan)
Dieser Dan ist das Symbol der einmaligen Chance, der ungewöhnlichen Glücksmöglichkeit und ausserordentlichen Freiheit, die die Notwendigkeit mit sich bringt, wachsam und diszipliniert zu sein, damit der Träger nicht in das „Nichts“ zurückfällt.
Würdig, selbstbeherrscht, intelligent, phantasievoll und opferbereit, wissenschaftliche und philosophische Neigungen sowie Sinn für Mystik, so die positiven Eigenschaften des Übenden während des siebten Dan.
Dieser Weg ist ein Weg zu grosser Spiritualität und zu selbstlosen Erfolgen. Der Träger des siebten Dan kann ein grosses Schicksal erleben, wenn er materielle Dinge als sekundär betrachtet. Meditation und Introspektion begleiten ihn auf seiner spirituellen Suche.
8. Dan (Hachi-Dan)
Der Inhaber des achten Dan beginnt nun, auf dem Weg der Erkenntnis zu wandeln. Dieser neue Weg konfrontiert den an einen bestimmten Lebensrhythmus gewöhnten Grossmeister, mit einer anderen Lebenseinstellungen. Willentlich oder aufgrund eines besonderen Ereignisses ändert er seine bisherige Lebensart.
Als stark widerstandsfähig, praktisch, mit der Fähigkeit zum wirtschaftlichen Denken zeigt sich der Karateka jetzt, erfolgreich durch grosse Anstrengungen, vorsichtig und zäh in seinen Bemühungen.
Man kann diesen Teil des Weges als einen grossen Platz ansehen, von dem mehrere Streckenabschnitte abzweigen. Es ist ein Weg der Begeisterung, der ehrgeizigen Impulsivität und des Wunsches nach Erfolg und auch des rechtzeitigen erkannten Irrtums.
9. Dan (Ku-Dan)
Dieser gilt als Symbol des Idealismus und des Edelmuts. Er bedeutet die Suche nach Vollkommenheit und Streben nach den spirituellen und geheimnisvollen Kräften. Er bedeutet das Überschreiten der „kosmischen Schwelle“, den Zugang zum ersten Grad der kosmischen Erkenntnis. Er beinhaltet auch das Traumhafte, das Poetische sowie die Sublimierung des innerlichen Antriebes.
Als idealistisch, hellsichtig, leidenschaftlich, hilfreich, romantisch und charmant erweist sich ein Karateka des neunten Dans, als willensstark, begeisterungsfähig und inspirierend – eine Person mit hohen spirituellen Eigenschaften.
Die Aufgabe des Inhabers des neunten Dan ist, anderen Meistern bei ihrer Selbstfindung zu helfen, obwohl er dabei alleine bleiben muss. So wird ihm Ruhm, Ehre und Vermögen zuteil, wo er es am wenigsten erwarte.
10. Dan (Yu-Dan)
Der zehnte Dan ist die höchste Meisterstufe im Karate-Do, die Glück, Erfolg, Ehre und Vermögen eines wahren Meisters in bezug auf seine seelischen, geistigen und körperlichen Fähigkeiten darstellt. Er repräsentiert Begehrlichkeit, grosse Willenskraft, Festigkeit, Kühnheit, Kaltblütigkeit, Frechheit und Sicherheit.
Intuitiv, mit der Fähigkeit zum intensiven Erleben ausgestattet, erscheint der Inhaber dieses Dan-Grades als eine sehr starke Persönlichkeit, vital und von grossem moralischen Mut, mit hohen spirituellen Leistungen auf allen Gebieten.
Der zehnte Dan verleiht seinem Inhaber Autorität, physische und psychische Kraft. Stärke und Robustheit sowie schöpferischen Geist, Sinn für Grösse, natürlichen Stolz, Würde und schnelle Auffassungsgabe kombiniert mit Weitblick sind die herausragenden Merkmale solcher aussergewöhnlichen Persönlichkeiten.